Krieg für Gott

Nicht einmal ein Jahr ist es her, da die Mohammed-Karrikaturen scheinbar die gesamte Glaubenswelt des Islams bis aufs Mark erschüttert hatten. Um dem Ärger Luft zu machen, wurde nicht, wie es vielleicht ein Papst getan hätte, zu einem Dialog aufgerufen, sondern eher der Zorn geschürt, bis schließlich die Flaggen der westlichen Welt in den wütenden Demonstrationen im Nahen Osten abbrannten. Als ich damals die Bilder im Fernsehen sah, die auf tagtäglich wachsende Unruhen in den entsprechenden Regionen hindeuteten, war es mir schon leicht mulmig und ich konnte neben grenzenlosem Unverständnis auch eine gewisse Art Unsicherheit in mir verspüren, wohin dies wohl führen sollte.

Eigentlich sollte man meinen, Religion hätte den Sinn friedlichen Zusammenlebens als hauptsächlichen Hintergrund. Betrachtet man die Weltreligionen, so deckt sich dieses Bild auch größtenteils. Zumindest hört man in erstaunlich selten von radikalen Buddhisten, Hindus, Juden oder Christen. Doch werden jüngste Anschläge, wie die auf das WorldTradeCenter im Jahre 2001, mit einer offensichtlich extremen religiösen Einstellung einiger Islamanhänger in Verbindung gebracht. Und nun werden von genau der selben religiösen Sparte immer und immer wieder Stimmen laut, die nicht den Hauch einer Kritik an ihrer Religion zu vertragen scheinen. Seien es heitere Bilder in großen europäischen Zeitungen oder der Ausspruch eines Papstes, der lediglich Worte eines längst Verstorbenen zitierte. Die Reaktionen, die man aus islamischen Gegenden vernimmt scheinen stets Ärger und Hass zu sein – und das in Zeiten des Internets, in denen die ganze Welt vernetzt zu sein scheint und Probleme heute besser als nie zuvor durch Gespräche geklärt werden könnten. Anstatt dessen werden Morddrohungen verschickt, Flaggen verbrannt und Demonstrationen organisiert.

Denkt man nun einige hundert Jahre zurück, wird man feststellen, dass auch das Christentum keine unblutige Vergangenheit hat. Doch die mittelalterlichen Zeiten scheinen für diese Religion vorbei, heute sind die Medien hauptsächlich mit radikalen Islamisten gefüllt, wenn es um extreme Interpretation von Glaubensschriften geht. Wenn man manch einem Propheten Glauben schenken will, so wäre ein Glaubenskrieg im 21. Jahrhundert keine Sache, die auf große Verwunderung stößt. Doch kann das wirklich wahr sein? Muss sich der Westen nun schon „am Riemen reißen“, damit demnächst kein Krieg zwischen Muslimen und Christen (bzw. „Ungläubigen“) ausbricht? Einige sehen den Krieg als längst begonnen, spätestens seit dem 11. September 2001. Das würde bedeuten, dass Diskussionen und Dialoge zu diesem Thema vielleicht eh schon zu spät sind. Dieser Meinung möchte ich mich aber nicht anschließen.

Ich denke, dass ein Arragement getroffen werden muss, um weiteren Eskalationen, wie wir sie dieses und die vergangenen Jahre erlebt haben, vorzubeugen. Ein sehr bedauernswerter Versuch dem Islam einen Schritt entgegen zu gehen scheint die wachsende Vorsicht hier in westlichen Kreisen zu sein, indem versucht wird dem Islam bzw. seinen aggressiveren Anhängern möglichst nicht auf den Schuh zu treten. Quasi soll die moderne Gesellschaft, die Freiheit der Meinung und der Presse, ja am besten wirklich alles dem Islam die Tür auf halten. Die Berliner Oper streicht aus Furcht ein ganzes Stück vom Plan und sogar kleine Organisationen scheinen Angst vor möglicherweise fehlinterpretierten Anspielungen und darauf folgenden Anschlägen zu haben.

Ich hoffe, dass dieser Trend nicht anhält und möchte an jeden appellieren, den normalen Menschenverstand auch weiterhin bereit zu halten. Das Recht der freien Presse, Information, Meinungsbildung und Religion ist einem jedem Menschen in zivilisierten Rechtsstaaten wie hier in Deutschland zuteil geworden. Bedenkt man gerade die deutsche Vergangenheit, die das Grundgesetz, wie es heute ist, maßgeblich geprägt hat, so ist dies ein guter Grund unser Gesetz und Recht weiterhin zu schützen, zu nutzen und notfalls zu verteidigen. Lasst uns als Menschen zusammenhelfen Missverständnissen durch Gespräche und Diskussionen vorzubeugen und ein friedliches Zusammenleben auch in Zukunft zu sichern – soetwas fängt meiner Meinung nach im Alltag an.

[Achtung! Wohl die wenigsten Religionsanhänger sind Extremisten. Und dennoch gibt es diese wohl in vielen Religionen. Manche bestehen nur aus ihnen => Sekten. Pauschalisierungen in diesem Bereich sind mit Sicherheit fehl am Platz. Ebenso wenig gibt es eine perfekte Religion. Und was man vielleicht nicht vergessen sollte: 1. es gibt nur einen Gott, doch der hat viele Namen; 2. wir alle sind Menschen.]

3 Gedanken zu „Krieg für Gott“

  1. Guter Beitrag. Wie du schon sagst kann das Problem nicht auf die Religion beschränkt werden. Meiner Meinung nach leben viele dieser Leute mit radikalen Ansichten in verarmten Regionen (eben wie im Mittelalter bei uns damals…) und sind anfällig für Hasspropaganda eines fehlgeleiteten Mullas der als einziger den Koran lesen kann und sein eigenes Süppchen kocht. Je höher die intelektuelle Ausbildung der Bevölkerung eines Landes ist, umso weniger ist sie wohl anfällig dererlei Geschichten.

    Wenn allerdings Regierungsvertreter der Türkei sich zu Vergleichen zwischen Papst und Hitler hinreißen lassen kann man nur noch mit dem Kopf schütteln – gerade so jemand sollte mit einen gewissen Intellekt gesegnet sein (zumindest aber die umstrittene Papstrede wenigstens gelesen haben bevor man vorschnell urteilt, was nicht der Fall war…). Wenn solche Leute auch noch mit ideologischen Scheuklappen durch die Welt laufen wird es langsam gefährlich.

    Aber im Endeffekt schneiden sich solche Leute ins eigene Fleisch. Denn der Hass der westlichen Welt wächst und wächst. Gar nicht auszudenken was passieren würde wenn der Papst bei seinem Türkeibesuch einem Attentat zum Opfer fallen würde.

  2. In der Tat. Der Ärger, der wiederum durch die aggressiven Reaktionen mancher Muslime bei den westlichen Ländern hervorgerufen wird, habe ich in meinem Beitrag gar nicht erwähnt.

    Aber zu einem Krieg gehören natürlich immer zwei Seiten. Wer Wind säht, wird Sturm ernten – hoffen wir, dass bald anderes Saatgut verwendet wird.

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