Hungrig-satt, durstig-?

DudenBei einem abendlichen Bier während dem geselligen Bowlingabend flammte mir erneut die Frage nach dem Wort, welches das Gegenteil von „durstig“ im deutschen Sprachgebrauch zum Ausdruck bringen soll, auf. Was sagt man, wenn man keinen Durst hat, also nicht das Gefühl empfindet, dass es einen dürstet, etwas zu trinken? Wie ich nun durch kurze Recherche ausfindig machen konnte, gab es tatsächlich schon einige Menschen, die sich diese Frage stellten.

So viele, dass es sogar zu einem Wortwettbewerb des etablierten Wörterbuchverlags „Duden“ kam. Das offizielle Komplement zu „satt“ ist seitdem offiziell „sitt„. Das Wort wurde scheinbar von einem 17-jährigen eingereicht, wurde jedoch gesellschaftlich niemals in dem Maße angenommen, dass es einem auch tatsächlich im aktiven Vokabular präsent wäre. Das Wort wurde deshalb auch nicht in den Duden aufgenommen.

Eine interessante Ãœberlegung, auf die ich nun während meiner Recherche stieß, ist allerdings die folgende: Gibt es denn überhaupt ein solches Gefühl, sitt zu sein? Nun, wir kennen den Hunger, wir kennen den Durst. Der amerikanischen Esskultur sei Dank, sollte jedem Mitteleuropäer spätestens nach dem Besuch eines all-you-can-eat-Restaurants nun auch das Gefühl einer wahren Sättigung bekannt sein. Doch gibt es ein Gefühl einer „Sittigung“, welche eine weitere Flüssigkeitsaufnahme in näherer Zeit ausschließt?

Aufgrund der Physiologie des Menschen ist die Verdauung fester Nahrungsmittel nicht nur aufwändiger, sondern nimmt auch entsprechend viel Zeit in Anspruch. Während der Magen also „voll“ ist, teilt uns der Körper über Rezeptoren in der Magenwand mit, dass weitere Nahrungsaufnahme nicht erwünscht, physisch vielleicht sogar ausgeschlossen, ist. Auch bei langsamer aber konstanter Nahrungsaufnahme kommt es nach gewisser Zeit zu diesem Gefühl der Sättigung. Dies ist bei konstanter Flüssigkeitsaufnahme mit Nichten der Fall: Zwar erhöht sich die Frequenz der Klobesuche, jedoch kommt es nicht zu einer solch intensiven Botschaft, die einem einen absoluten Flüssigkeitsstopp signalisieren würde.

Fraglich also, ob wir überhaupt Bedarf nach einem solchen Wort haben. Immerhin kann man nun auf die übliche Kellner-Frage nach einem weiteren Getränk gezielt kontern.

Ein Gedanke zu „Hungrig-satt, durstig-?“

  1. Nicht schlecht 🙂

    Das nenne ich mal ein ausführliches Nachdenken über die Sinnhaftigkeit EINES Wortes 🙂

    Ich finde das Wort doch nicht so sinnfrei. In gewisser Weise bereichert dieses die „vom Aussterben bedrohte“ Deutsche Sprache 🙂

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