Testbericht: Netgear SC101

netgear sc101

Ein großes Problem für moderne und ambitionierte PC-Anwender ist und bleibt der Speicherplatz. Die Datenvolumina wachsen, die Festplatten auch. Allerdings wird der Bedarf an Data-Sharing immer größer, da die großen Datenmengen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr auf alle Computer im Heimnetzwerk kopiert werden können. Die Lösung wäre also ein File-Server – doch das für einen Privathaushalt? Irgendwie schon verrückt. Also greift man zur scheinbar genialen und universellen Lösung: dem Netgear SC101 (SC=Storage Central). Tja, leider zu schön um wahr zu sein…

Netgear preist seine Netzwerkspeicherstation sehr hoch an, nicht zuletzt vielleicht weil es für den privaten Markt bisher kaum vergleichbare Produkte in dieser Preisklasse gibt. Dennoch scheint es besser zu sein, ein paar Euro mehr zu investieren, bevor man sich mit dem SC101 grün und blau ärgert. Doch eins nach dem anderen. Ich werde hier nun nachfolgend alle wesentlichen Punkte der Herstellerangaben bewerten, die von Netgear selbst als scheinbar ironisch gemeinte Kaufgründe angeführt werden. Dies wären: Benutzerfreundlichkeit, Datensicherheit und Leistungsfähigkeit.

Benutzerfreundlichkeit hat für mich viel mit unkomplizierter Bedienung zu tun. Dies widerum ist meist nur möglich, indem man die Konfigurationssoftware in heimischer Sprache (in Deutschland zumindest amtlich noch deutsch) ausliefert – Fehlanzeige. Bis auf eine kleine Kurzanleitung zur Installation bleibt alles auf Englisch. Des Weiteren wird man feststellen, dass die Software noch in der Art mit Fehlern behaftet ist, dass ein wenig fantasiereicher Benutzer kaum eine Chance hat, die Festplatte(n) auf Anhieb richtig zu konfigurieren. Teilweise bleiben so Text- und Eingabefelder verdeckt und man muss durch Tricks versuchen, die Software zu überlisten. Ein weiterer, überaus weitreichender, Minuspunkt besteht darin, dass die Software auf jedem einzelnen Rechner, der auf die Festplatten zugreifen möchte, installiert werden muss. D.h. mit einem schnellen und unkomplizierten Zugriff über die Netzwerkumgebung ist nicht zu rechnen, obwohl es technisch wohl nicht sehr schwer zu realisieren wäre.

Weiter geht es mit der Instabilität des Betriebssystems, die auf die Installation der Netgearsoftware folgt. Da die Software darauf ausgelegt ist, die Festplatten des SC101 als „virtuelle lokale Datenträger“ in der Systemverwaltung zu registrieren, findet ein tiefer Eingriff in die Registrierung statt, der nicht ohne Folgen bleibt. Sobald der Rechner nämlich nicht mehr im Netzwerk ist, kann es passieren, dass der Suchvorgang zur Anmeldung der Festplatten im System, gerne seine 1-2 Minuten in Anspruch nimmt (dies geschieht vor dem Start aller anderen Programme des Autostarts). Hat man also beispielsweise ein Notebook und möchte dieses mobil betreiben, sollte man sich auf eine inakzeptabel lange Bootzeit gefasst machen. Sehr ärgerlich. Mir blieb leider auch nach der Deinstallation nur noch das Aufspielen eines alten Images meines Betriebssystems bzw. Neuinstallation.

Was die Datensicherheit angeht, so könnte ich mir bei weitem Besseres vorstellen. Zwar ist der Ansatz mit dem RAID-System nicht schlecht, jedoch ist es – so finde ich – völlig überzogen, ein eigenes Dateisystem für das SAN (Storage Area Network) einzurichten. Die logische Konsequenz ist natürlich, dass alle Platten, die in das Gerät eingebaut werden, erst mit dem neuen Dateisystem durch das SC101 formatiert werden müssen. Man kann also nur leere Platten einbauen und nicht die Platten aus einem vielleicht bisher im PC betriebenen RAID-System übertragen. Es gilt also entweder eine Neuinvestition zu tätigen oder die Daten neu aufzuspielen. Daraus folgt ein weiterer Nachteil: angenommen im RAID-1-Verbund fällt eine Festplatte aus, so würde man im Normalfall ohne Probleme auf die Daten der zweiten Festplatte zugreifen und diese schnell auf Sicherheitsdatenträger kopieren können. Hier kommt aber wieder das neue fremde Dateisystem ins Spiel: alles geht nur mit dem Netgear SC101. Vorteil? Kann ich hier keinen erkennen. Ich zumindest möchte in dieser unangenehmen und angespannten Situation selbst entscheiden, was mit meinen Daten geschieht – und zwar ohne Zwischenhändler.

Kommen wir zum letzten Punkt, der Leistungsfähigkeit. Diese wird zumeist durch konstante, qualitativ zufriedenstellende Leistung definiert. Da ich das SC101 aufgrund meiner oben genannten Erfahrungen eigentlich innerhalb der Rückgabefrist zurückgeben wollte, konnte ich die Leistungsfähigkeit des Geräts leider nicht über einen längeren Zeitraum im Dauereinsatz testen. Ich kann jedoch ruhigen Gewissens sagen, dass ich mit der Art und Weise der Bedienung und der technischen Seite des Geräts in Bezug auf die Bespielung der Festplatten im hohen Maße enttäuschte Erwartungen erfahren musste. Selbst wenn das Gerät über eine effektive Kühlung verfügen sollte (es handelt sich um eine rein passive Kühlung des Gehäuses mittels eines geriffelten Stahldeckels; die Festplatten sind relativ eng eingebaut, Wärmeleitung könnte also gewährleistet sein) und den Festplatten somit vielleicht ein langes Leben im SC101 bevor steht, kann ich mir kaum etwas erdenken, das die Unzufriedenheit über die bisher erwähnten Punkte aufwiegen könnte.

Ich kann daher nur raten: Finger weg! Alternativen sind für mich vorerst nur noch gut kühlbare oder aktiv gekühlte USB-Festplatten-Gehäuse, falls möglich für mehrere Festplatten. Ansonsten muss man wohl doch die Idee des File-Servers weiterführen und letztendlich einen weiteren PC in die heimische Netzwerkfamilie integrieren.

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